Wir schreiben das Jahr 1955. In Mosbach gibt es bereits Pfadfindergruppen, in Neckarelz ebenfalls. Wobei Neckarelz als „Siedlung“ von Mosbach galt. Leo Johmann aus Diedesheim war Pfadfinder an einer Internatsschule in Fulda. Er brachte die Pfadfinderidee nach Mosbach. Walter Müller und Klaus Allnach, beide Gründungsmitglieder, waren zuerst in Mosbach aktiv und gründeten unseren Stamm. Als Gründungsdatum wurde der Georgstag, am 23.04.1955, festgelegt, dieses entspricht auch dem Eintrittsdatum in die DPSG.
Als Stammespatron wählte man in den 80er Jahren den heiligen Johannes Don Bosco. Er lebte im 19. Jahrhundert in Italien und war ein katholischer Priester und Jugendseelsorger. Zu seinen Lebzeiten half Don Bosco armen und benachteiligten Kindern, weshalb er heute auch als Schutzpatron der Jugend bekannt ist.
Es folgten 1956 das erste Stammeslager in Hemsbach. Viele weitere Trupp- und Stammeslager folgten, welche nicht nur innerhalb Deutschlands stattfanden, sondern uns bisweilen ins Europäische Ausland, Süd- und Nordamerika oder sogar bis nach Japan zum World Scout Jamboree 2015 führten.
2015 haben wir unser 60 jähriges Bestehen mit einem Schaulager und Gottesdienst im Burggraben Neckarelz gefeiert.
Die ersten Mitgliederzahlen sind mit 28 Mann verzeichnet. Im Jahr 1983 hatten wir unseres Hochkonjunktur mit fast 70 Mitgliedern. Heute pendelt sich die Zahl zwischen 40 und 50 ein.
Die Pfadfinderbewegung nahm ihren Ursprung vor über 100 Jahren in England. Dort gab es einen naturliebenden Jungen, welcher später einmal die Pfadfinder gründen sollte. Dieser Junge hieß Robert Baden-Powell (BP). BP wuchs in einer wohlhabenden Familie in London auf. Er hatte alles was er brauchte und schon in jungen Jahren bemerkte er, wie schlecht es vielen anderen ging. Das wollte er ändern.
Nach einer gescheiterten akademischen Laufbahn und einer erfolgreichen Militärkarriere hatte BP den Ehrgeiz, die sozialen Unterschiede auszumerzen oder zumindest zu schwächen. Es war im Jahr 1907, als BP seinen ersten großen Versuch wagte. Er fuhr mit 20 Jungs aus verschiedenen Gesellschaftsschichten zum Zelten auf eine Insel, Brownsea Island. Dort lebten arme und reiche Kinder eine Woche lang komplett gleichberechtigt. Um die gesellschaftlichen Unterschiede noch mehr zu verdecken, hatten alle Jungen das gleiche Hemd an, ein olivgrünes Militärhemd. Später wurde daraus unsere Kluft.
Nach diesem ersten Versuch dauerte es nicht mehr lange und die Pfadfinderei wuchs mit beachtlicher Geschwindigkeit. Der Verein, der anfangs nur für Jungs (Boyscouts) gedacht war, erhielt schnell das Gegenstück für Mädchen (Girl Guides). Gegründet von BPs Frau Olave, machten sie den Jungs ziemliche Konkurrenz. Die Pfadfinder breiteten sich so rasant aus, dass die ersten Pfadfinder Verbände in Übersee (USA) bereits im Jahr 1910 gegründet wurden.
Zu Beginn des 1. Weltkriegs gab es in Deutschland bereits über 110.000 Pfadfinder die allerdings noch in keinem einheitlichen Verband zusammengeschlossen waren. Der erste Pfadfinderverband in Deutschland war der der Georgspfadfinder, dessen Nachfahren wir sind. Nachfahren sind wir deshalb, da zu Zeiten des NS-Regimes die Pfadfinder in Deutschland verboten wurden. Als das Verbot nach dem Krieg aufgehoben war, wurde unser Verband komplett neu strukturiert und so heißen wir jetzt Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg, kurz DPSG.
Wie auch Don Bosco und Baden-Powell damals, versuchen wir unser Möglichstes, Kinder auf einen guten Pfad zu schicken. Pfadfinder sein heißt nämlich nicht, wie viele denken, Käfer essen und Omas über die Straße helfen, sondern vielmehr gut mit einander auszukommen und solidarisch zu handeln.